Das Gastgewerbe mit seinen 29 000 Betrieben unterscheidet sich erheblich von anderen Branchen. Feste Arbeitszeiten von 8-17 Uhr, freie Wochenenden und Feiertage sind Fremdworte. Während Industrie-Branchen fast unbegrenzt rationalisieren, auslagern und automatisieren, zählt im Gastgewerbe vor allem eines: der Mensch als Produktionsfaktor. Während die Schweiz Innova tionsweltmeisterin bei den Patenten pro Kopf ist, Weltfirmen hervorbringt und anzieht, Forschung betreibt und Wirkstoffe entwickelt, brauchen die Restaurants auch leistungsbereite Mitarbeitende, die Teller spülen und Etagenmitarbeitende, die Betten machen – in grosser Zahl.
Das Volk hat im Februar 2014 bekanntlich die sogenannte «MEI» angenommen. Die Zuwanderung sollte verringert werden. Am Ende der Umsetzung ist freilich nicht viel davon übrig geblieben. Ein Vorsprung für Arbeitslose immerhin. Deshalb muss nun besonders aufgepasst werden, dass der geringe Nutzen der neuen Verordnungen nicht noch durch schlechte Bedingungen für die Gastro-Betriebe unterboten wird.
Dass in einem Land mit vielen Möglichkeiten zur beruflichen Entwicklung nicht viele Schweizerinnen und Schweizer bereit sind, Teller zu spülen und Betten zu machen, müsste einleuchten. Dass Patrons, die händeringend nach der Mangelware «Koch» suchen, neu bürokratische Meldepflichten zu erfüllen und Wartefristen abzuwarten haben, müsste anstossen.
Dass Schweizer Gastronomen liebend gerne heimisches Personal einstellen möchten, es aber nicht finden, dürfte glaubwürdig sein. Die Branche in der körperlich hartund unregelmässig gearbeitet wird, in der Ungelernte genauso eine Chance bekommen wie Flüchtlinge und Quereinsteiger, erfüllt auch eine integrative Funktion und hat es nicht verdient, in der Zuwanderungsfrage an den Pranger gestellt zu werden.
Hauptforderungen des Gastgewerbes