Fussball-Trainingslager: «Die Ansprüche sind gestiegen»

Oliver Borner – 28. Februar 2024
Januar bis März sind traditionell die besten Monate für Veranstalter von Fussball-Trainingslagern. Für die Anbieter ist es eine stressige Zeit - auch, weil die Bedürfnisse der Teams gestiegen sind.

Anbieter von Fussball-Trainingslager haben turbulente Jahre hinter sich. Mit Corona erlebten sie eine grosse Absageflut, 2021 und 2022 galten in zahlreichen Destinationen noch Corona-Einschränkungen, was viele Vereine davon abhielt, Trainingslager im Ausland zu absolvieren. Erst 2023 erlebte die Branche ihr grosses Comeback, mit einem immensen Nachholbedarf bei den Vereinen und damit verbundenen Buchungsrekorden.

Der Trend zeigt weiter nach oben

Die Beliebtheit der Trainingslager bleibt nach wie vor ungebrochen. Die Profiklubs und die Teams aus der 1. Liga Promotion und Classic haben ihre Camps bereits im Januar und Februar absolviert. Zurzeit sind vor allem Teams aus den Amateurligen in den Trainingslagern.

Eine anspruchsvolle Zeit für die Anbieter. «Die Zeit zwischen Januar und März ist für uns jedes Jahr sehr stressig», sagt Martin Passeraub, Chef von destinationsports. Das Unternehmen organisiert in diesem Jahr für 150 Teams aus der ganzen Schweiz Trainingslager in ganz Europa. Er sieht einen klaren Aufwärtstrend in der Branche. «Nach Corona war lange nichts los, die Unsicherheit war gross. Seit letztem Jahr steigen die Anfragen aber stetig an.» Diesen Trend bestätigt Oliver Koepfer von Planetsport. « Wir sehen bei uns ein klares Wachstum – Trainingslager werden immer beliebter und es gibt auch immer neue Angebote», sagt er. Gründe dafür seien einerseits das gestiegene Interesse, und andererseits die Entwicklung im Fussball. So würden mittlerweile zunehmend auch mehr Frauenteams Trainingslager durchführen.

Ansprüche sind gestiegen

Mehr Teams stellt die Anbieter vor neue Herausforderungen. «Da wir unsere Teams mit Leibchen, Bällen und Trainingsmaterial ausstatten, ist die Logistik eine grosse Herausforderung», sagt Oliver Koepfer. Dazu kämen kurzfristige Buchungsänderungen und zusätzliche Anfragen vor Ort. «Viele Teams wollen neben dem Trainingsbetrieb etwas unternehmen. Sei es Go-Kart fahren, Painball oder Paddel-Tennis», sagt er.

Dies bestätigt auch Martin Passeraub. «Wir sehen, dass die Ansprüche in den letzten Jahren gestiegen sind. Die Qualität der Plätze und des Hotels muss stimmen und es muss ein Rundumprogramm geben.» Gleichzeitig seien die Vereine aber auch bereit, mehr Geld dafür auszugeben. «Für uns als Anbieter ist darum die grösste Herausforderung, neben der ganzen Organisation, die Qualität der Trainingslager über Jahre hinweg zu sichern», so Passeraub. Das bedinge eine gute Zusammenarbeit mit den Anbietern vor Ort und regelmässige Kontrollen in den Betrieben und auf den Plätzen.

Spanien ist weiterhin Top-Destination

Bei den Destinationen ist weiterhin Spanien sehr gefragt. «Mehr als die Hälfte aller Teams absolviert ihr Trainingslager dort», schätzt Passeraub. Beliebt seien aber auch Portugal, welches in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt hat, die Türkei und Norditalien. «Während Corona war zudem die Schweiz sehr attraktiv, da die Corona-Massnahmen weniger strikt waren als im Ausland. Das machte das Reisen einfacher», so Passeraub.

Seit Reisen ins Ausland wieder uneingeschränkt möglich sind, habe die Nachfrage aber ein wenig nachgelassen. Gründe dafür seien die hohen Preise, die Infrastruktur und die saisonalen Begebenheiten. «Es ist in der Schweiz nur schwer möglich, von Januar bis März ein Trainingslager durchzuführen», so Passeraub. Zudem stellt er immer wieder fest, dass die Schweizer Hotellerie, mit Ausnahme des Tessins, wenig Interesse daran hat, Fussballmannschaften zu beherbergen. «Das ist Österreich der Schweiz in vielen Belangen voraus.»

Rosige Zukunft

Die Branche rechnet damit, dass der Aufwärtstrend sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird. «Ich denke, vor allem global wird der Markt wachsen. Viele Destinationen, wie zum Beispiel Deutschland, haben noch grosses Wachstumspotential», sagt Oliver Koepfer von Planetsport. International würden Trainingslager immer beliebter. Immer mehr Teams aus Übersee (USA, Kanada, Australien, China) kämen für ihre Trainingslager nach Europa.

An eine Weiterentwicklung des Marktes glaubt auch Martin Passeraub. «Das Angebot wird in Zukunft grösser und globaler ausfallen. Für die Anbieter bedeutet das, dass sie mit der Zeit gehen und aktuelle Trends bedienen.»