Rolf Caviezel begeistert den Branchennachwuchs

Nicole Steffen – 06. März 2024
Junge Köche und Köchinnen braucht die Branche: Rolf Caviezel (51) legt mit seinem Angebot «Kids ab an den Herd» den Grundstein dazu. «Essen und Kochen sind zwei der wichtigsten Tätigkeiten für Kinder. Wenn diese lernen, das Essen richtig zuzubereiten- und bewusst zu konsumieren, kann damit massgeblich gegen Übergewicht und eine falsche Ernährung vorgebeugt werden», erklärt Caviezel.

In Zeiten, in welchen oftmals beide Eltern berufstätig sind, bleibt das gemeinsame Mittagessen in vielen Familien auf der Strecke. Damit gehe die Esskultur verloren, so Caviezel. Das Essen wird gekauft und serviert. Die Kinder haben fast keine Berührungspunkte mehr zum Kochen und würden erst in der Hauswirtschaftslehre lernen, wie gewisse Gerichte zubereitet werden. Doch auch diese sei leider nicht mehr zeitgemäss und werde vielerorts gar nicht mehr in den Schulplan integriert, so der begnadete Koch. Umso wichtiger ist es, dass den Kindern mit ausserschulischen Angeboten das Kochen schmackhaft gemacht wird. Wie sonst sollen denn die Nachwuchstalente für die spätere Berufswahl als Koch oder Köchin begeistert werden?

Rolf Caviezel (51) und sieben Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren stehen in der Ausbildungsküche von GastroZürich. Auf dem Tisch liegen Rüebli, Gurken, Sellerie, rote Zwiebeln, Knoblauch, Äpfel, Pfefferminze und Lauch. Gekocht wird ein Dreigangmenü. Als Vorspeise wird eine Gemüsebouillon mit Gemüsestreifen und Eierfäden zubereitet. Als Hauptgang wird eine hausgemachte Bauernwurst mit Hörnlisalat serviert und als Dessert ein selbstgemachtes Holunderglace mit Apfelkompott.

«Kompost kann man essen»

Als erstes zeigt Caviezel den Kindern, wie man den Lauch, die Rüebli und die Zwiebeln schneidet. Gespannt schauen die Kinder ihm zu. «Was machen wir mit den Schalen?», fragt er in die Runde. «Wegwerfen», sagt ein Kind. Caviezel erklärt, dass sie mit den Schalen eine Bouillon zubereiten. So werden die Schalen und Gemüsereste achtsam in eine Schale gelegt, um sie später wiederzuverwerten. Der gleiche Junge fragt ein wenig später, wo der Kompost sei. Caviezel zeigt auf die Pfanne, in welcher die Gemüseschalen köcheln. «Das ist unser Kompost», erklärt er und schmunzelt. Daraufhin erwidert der Junge begeistert: «Kompost kann man essen».

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Rolf Caviezel zeigt den Kindern die Kochtechniken. (Bild: Nicole Steffen)

Unterdessen köchelt die Bouillon weiter vor sich hin und die Rüebli- und Lauchjuliennes brutzeln in der Butter. Dieses Wort verfolgt die Kinder den ganzen Nachmittag. Immer wieder fragt Caviezel die Kinder, wie diese kleinen Gemüsestreifen heissen: Juliennes. Ein schwieriges Wort. Die Bouillon wird in die Pfanne mit den Lauch- und Rüebli-Juliennes geschöpft und die Gemüseresten (Schalen und Zwiebeln) mit dem Sieb abgeschöpft. «Ist das jetzt der Kompost?», fragt abermals der gleiche Junge. Caviezel bejaht. Als nächstes wird die selbstgemachte Suppe serviert, und die Kinder geniessen diese in vollen Zügen. Bis zu drei Mal wird nachgeschöpft.

Anschliessend wird der Hauptgang fertig zubereitet und auf den Tellern mit ein paar Thymianzweigen angerichtet. Der leidenschaftliche Koch erklärt den Kindern: «Zuerst sagen wir en Guete mitenand und dann essen wir alle gemeinsam, das hat viel mit Respekt zu tun.»

Das grosse Spektakel kommt zum Schluss. Caviezel mischt Milch mit Holundersirup und kühlt das Ganze mit Stickstoff runter. Es entsteht unter viel Rauch und Zischen das Holunderglace. Die Kinder sind begeistert und können sich vor lauter Staunen kaum mehr beruhigen. Dementsprechend schnell ist auch die Glace weggeputzt.

Berufswunsch: Köchin

Hanna (12 Jahre alt) ist sich nach dem Nachmittag sicher, dass sie Köchin werden will. Sie hat bereits zwei Mal am Zukunftstag als Köchin geschnuppert und hat ihre Eltern mit einem Abendessen bekocht. Mit neuen Ideen und einem breiten Lächeln im Gesicht erzählt sie ihrer Mutter vom Kochen. Ein gelungener Nachmittag, an welchem Hanna und die restlichen Kinder viel lernen konnten.

Freestylecooking GmbH

Rolf Caviezel (51) führt mit Geschäftspartnerin Célia Caviezel (49) das Foodlab in Grenchen SO. Von Dienstag bis Donnerstag wird jeden Mittag von Célia Caviezel ein Tagesmenü vor den Gästen zubereitet und serviert. Am Abend verwandelt sich das Lokal in ein Kurs- und Eventlokal. Dort werden den Gästen in verschiedenen Kursen die gängigsten Techniken der molekularen Küche vermittelt. Zudem betreiben die beiden einen Laden, in welchem ein Grundsortiment für die molekulare Küche erworben werden kann. Neben den hauseigenen Events führt Caviezel jährlich rund 30 bis 50 Kochkurse für Kinder durch, in welchen ihnen die Grundlagen des Kochens vermittelt werden. Gebucht werden diese Kurse von Schulen, Firmen mit Kinderhort und interessierten Eltern.