TCS Camping feiert seinen 75. Geburtstag

Oliver Borner – 03. April 2024
Vor 75 Jahren erblickte die Campingsektion des TCS das Licht der Welt. Heute ist es das grösste Campingnetzwerk der Schweiz - und geht mit der Zeit.

Lange ist es her: Am 1. März 1949 gründete der Touring Club Schweiz (TCS) die Sektion Camping. Mit dem Ziel, dem nach dem Zweiten Weltkrieg wiedererwachten Tourismus in der Natur einen Platz zu bieten, startete der TCS mit sechs Campingplätzen in der Schweiz. Zürchermühle bei Urnäsch AR, Flaach ZH am Rhein, Münsingen BE, Reckingen VS, Allaman VD und Gäsi am Walensee GL legten damals den Grundstein dafür, was heute unter TCS Camping bekannt ist.

Bis Ende der 1950er-Jahre stieg die Zahl der TCS-Campingplätze stetig bis auf 108 an. Danach boomte in den späten 1980er-Jahre das Campinggeschäft, was sich insbesondere in den steigenden Bedürfnissen der Gäste zeigte. In den 70ern wurden viele Plätze und die dazugehörenden Restaurants und Sanitäranlagen renoviert und den Anforderungen der Gäste angepasst.

Zwischen 1980 und 2000 setzte eine Stagnation ein. Alternative und günstige Reiseformen wie Pauschal- und Städtereisen kamen auf und zogen die Gäste vermehrt ins Ausland. Anfang der 2000er-Jahre gewann das Campen, dank des Trends zum Naturtourismus, wieder an Popularität. Seit 2014 erlebt das Camping  einen erneuten Aufschwung. Die Sehnsucht und der Trend nach einer Auszeit in der Natur nehmen zu.

TCS: Campingboom hält an

Von den sechs Gründungscampingplätzen ist heute nur noch derjenige in Flaach ZH in Betrieb. «Es ist deshalb perfekte Ort, um unseren Geburtstag zu feiern», sagt Oliver Grützner, Leiter Tourismus und Freizeit beim TCS an einer Medienkonferenz. Zum Jubiläum kann er ein Glanzresultat für die vergangene Saison präsentieren. Mit rund 950 000 Logiernächten (+ 6 Prozent gegenüber 2022) war die Saison 2023 die Zweitbeste in der Geschichte von TCS Camping.

Neben den erfreulichen Zahlen bringt die Beliebtheit des Campens auch Herausforderungen mit sich. Eine davon ist, der Nachfrage gerecht zu werden. Denn seit mehreren Jahren sinkt die Zahl der Campingplätze, auch diejenige des TCS. «Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage geht immer weiter auf», sagt Grützner.

Dies hänge vor allem damit zusammen, dass es sehr schwierig ist, neue Campingplätze zu bauen. «Bewilligungen, rechtliche und raumplanerische Gründe führen dazu, dass ein Bau inklusive Planung bis zu zehn Jahre dauern kann». Es werde damit praktisch unmöglich, der nach wie vor hohen Nachfrage in kurzer Zeit nachzukommen.

Umso mehr freut sich Grützner darüber, dass in den kommenden Jahren neue TCS-Anlagen in Betrieb gehen werden. Bereits Ende Sommer 2024 wird sich der Campingplatz Olivone im Bleniotal im Tessin der TCS Camping-Familie anschliessen. Neben dem Campingplatz umfasst die Anlage ein Sportzentrum, ein Schwimmbad sowie einen Spielplatz.

Ansprüche sind gestiegen

Auf der anderen Seite spürt der TCS-Tourismusleiter eine Veränderung der Bedürfnisse auf Seiten der Gäste. Diese stellen den TCS ebenfalls vor Herausforderungen. «Die Gäste verlangen mehr Komfort, mehr Digitalisierung und auch mehr Lifestyle beim Campen», stellt er fest. Das Merkmal naturnaher Urlaub reiche heute alleine nicht mehr aus, um Gäste anzuziehen.

Aus diesem Grund investiert der TCS laufend in seine Campingplätze. Wlan, moderne Sanitäranlagen, Pools oder feste Unterkünfte wie Bungalows gehören heute bereits zum Standardangebot. Dazu kommen Restaurants, die der TCS an insgesamt 15 Campingstandorten in der Schweiz betreibt. Der neuste Zugang steht mit dem Restaurant Stäubis auf dem Campingplatz in Flaach.

«Mit dem Restaurant wollen wir an diesem Standort Synergien ausnutzen», sagt René Levy, Regionalleiter Ost und Nachhaltigkeitsbeauftragter des TCS. Vom Restaurant sollen die Campinggäste, die Gäste aus dem Freibad gleich nebenan und Spazierende profitieren.

Demensprechend ist das Angebot ausgerichtet. Der Fokus liegt auf Pizza, es sind aber auch Burger, Chicken Nuggets und Fischknusperli im Angebot. «Dabei setzen wir auf möglichst viele Produkte aus der Region», so Levy. Ab Sommer soll es für die Gäste des Campingplatzes zudem einen Pizzalieferdienst geben. «Wenn wir ein Restaurant betreiben, wollen wir den Gästen diesen Service bieten», sagt Levy.

TCS Oliver Gruetzner

Oliver Grützner ist Leiter Tourismus und Freizeit beim TCS. (Bild: zVg)

Zelten ist wieder in

Lieferservice auf dem Campingplatz – die Zeiten der Dosenravioli auf dem Gaskocher scheinen gezählt. Eine Modernisierung zeigt sich ebenso bei der Art des Campings. Denn: nicht jede oder jeder kommt mit dem Wohnmobil oder dem Anhänger.

Besonders beliebt ist das sogenannte Glamping, bei dem die Gäste in einer festen Unterkunft in der Natur wohnen. Die Unterkünfte sind meist mit Küche und Sanitäranlagen ausgestattet und bieten quasi eine Luxusversion des Campens an. Da stellt sich doch die Frage: Ist das überhaupt noch Campen?

«Ja», sagt Corinne Gisler. Sie ist Leiterin des TCS-Campings in Flaach in dritter Generation und seit Kindsbeinen auf Campingplätzen unterwegs. «Das Campen definiert sich nicht dadurch, worin man schläft. Es geht darum, in der Natur zu sein und sich mit anderen Menschen zu treffen», sagt sie.

Zudem erlebe das Zelt momentan eine Rückkehr zu alter Beliebtheit. «Auf unserer Wiese direkt am Rhein sind im Sommer bei schönem Wetter praktisch immer alle Plätze ausgebucht», sagt Gisler. Die Beliebtheit sei aber auch auf das Material zurückzuführen. «Die Zelte von heute bieten viel mehr Comfort als noch vor zehn oder 15 Jahren. Dementsprechend setzen viele Gäste wieder auf das altbewährte Zelt.»

Fokus Nachhaltigkeit

Ein reines Luxuscamping wird es beim TCS in Zukunft wohl nicht geben. Das bestätigt Oliver Grützner. «Wir wägen stets ab, welches Angebot wir den Gästen bieten wollen und können. Aber wenn jemand eine Spa-Landschaft auf dem Campingplatz erwartet, ist er bei uns schlicht an der falschen Adresse», sagt er augenzwinkernd.

In Zukunft soll für den TCS vor allem das Thema Nachhaltigkeit im Zentrum stehen. 2023 wurden bereits neun TCS Campingplätze von Ecocamping für ihr vorbildliches Engagement im Umwelt- und Naturschutz ausgezeichnet. Gleichzeitig erreichten sie im Swisstainable-Programm von Schweiz Tourismus das Level II. «Wir wollen unsere Bemühungen in diesem Bereich weiter forcieren und nicht nur naturnahen, sondern auch nachhaltigen Tourismus bieten», so Grützner. Bis Ende 2024 sollen alle restlichen Plätze des TCS diese Kriterien erfüllen.