Der erste Eindruck zählt

Nicole Steffen – 05. April 2024
Ob ein Gast sich wohlfühlt oder nicht, entscheidet sich in den ersten Minuten seines Aufenthalts. Dementsprechend wichtig ist der erste Eindruck. Wie dieser positiv beeinflusst werden kann und auf was es bei der Beduftung von Räumlichkeiten ankommt, erklärt Anna Portmann, Gründerin und Maître Créateur von Kukui.

Eine schöne Auffahrt, eine einladende Pforte und ein Concierge steht bereits vor der Tür. Der perfekte Auftakt für einen unvergesslichen Aufenthalt. Wären da nicht die ausgedrückten Zigarettenstummel im Aschenbecher gleich neben dem Eingang. Es riecht deshalb nach kaltem Zigarettenrauch. Ein Duft, der so gar nicht zum restlichen Erscheinungsbild des Hotels passt.

Die Wirkung von Düften

Verschiedene wissenschaftliche Studien konnten die Wirkung von Düften belegen. Die Universität St. Gallen hat herausgefunden, dass der Umsatz im Retailbereich durch eine entsprechende Beduftung um 15 Prozent gesteigert werden konnte. Eine Studie von BVA Toulouse konnte belegen, dass die Impulskäufe in bedufteten Einkaufsgeschäften um 38 Prozent zunahmen, und die Universität Paderborn konnte nachweisen, dass sich die Verweildauer am Verkaufsort um 16 Prozent steigern lässt, wenn die Räumlichkeiten beduftet werden. Diese Erkenntnisse können sich auch andere Branchen zunutze machen. Das Fazit: Ein angenehmes Duftklima beeinflusst das Gästeerlebnis positiv.

«Es fängt beim Aussenbereich an»

«Der Aussenbereich gehört genauso zu einem Hotel oder Restaurant wie die Räumlichkeiten im Innenbereich», erklärt Anna Portmann (47), Gründerin und Maître Créateur von Kukui. Sie betrachtet das Hotel stets als Ganzes und achtet stark darauf, was der Gast olfaktorisch im Aussenbereich bei seiner Ankunft antrifft. Ein Hotel oder Restaurant sollte dabei stets den Weg des Gastes im Kopf haben und diesen für alle Sinne attraktiv gestalten.

Rund 1000 Hotels und Restaurants in der Schweiz setzen auf die Produkte und die Beratung von Kukui. Darunter bekannte Namen wie das Dolder Grand Hotel in Zürich, das Beau-Rivage Palace in Lausanne VD, das Bürgenstock Resort in Obbürgen NW und das Hotel Schweizerhof in Lenzerheide GR.

Eine olfaktorische Reise

Zurück zum Aussenbereich. «Dort sind oftmals Aschenbecher und Zigarettenstummel die grösste Herausforderung», erklärt die Fachfrau. Neben dem ersten olfaktorischen Eindruck, ist auch der visuelle Eindruck entscheidend. Ist es sauber und aufgeräumt? Sieht alles schön und ordentlich aus? Auch an den Weg vom Parkhaus ins Hotel oder in das Restaurant sollte gedacht werden.

Weiter geht es beim Empfang oder in der Lobby. Wie ist das Licht, die Musik, der Geruch, und wie begegnen die Mitarbeitenden den Gästen? Begrüssen sie die Gäste mit einem Lächeln oder werden sie erst gar nicht richtig wahrgenommen?

All diese Faktoren tragen zu einem guten ersten Eindruck bei, bevor der Gast überhaupt richtig angekommen ist. Auch die Garderobe in Restaurants, die Treppenhäuser und Lifte ebenso wie die Korridore im Hotel müssen beim Thema Duft mitgedacht werden. «Oftmals hat es in den Korridoren keine Lüftungssysteme, weshalb gerade hier besonders auf unangenehme Gerüche geachtet werden soll», erklärt die Duftspezialistin.

Ein einfacher Trick: das Housekeeping versprüht auf ihren Runden einen angenehmen und dezenten Raumspray. In öffentlichen Bereichen empfiehlt die Expertin den Einsatz von Duftgeräten oder Stick-Diffusoren (auch Duftstäbchen genannt), da diese einen kontinuierlichen Duft abgeben und so ein gleichmässiges Dufterlebnis schaffen.

«Mit diesen olfaktorischen Eindrücken kann ein Betrieb den Unterschied machen», betont Portmann. Dass das Essen gut schmeckt, wird erwartet. Dass das Personal freundlich zu den Gästen ist, sollte ebenfalls eine Selbstverständlichkeit sein. Dass es sauber und ordentlich ist, gehört zum guten Ton. Dass es in einem Hotel oder Restaurant jedoch in allen Bereichen gut riecht, der Gast sich dadurch wohlfühlt und zum Geniessen und Verweilen motiviert wird, daran wird oftmals nicht gedacht.

Ambiente Restaurant

Die Düfte von Kukui sorgen für ein angenehmes Anbiente. (Bild: zVg)

Jeder Bereich hat andere Bedürfnisse

Auf die Frage, ob sich ein Betrieb für einen Duft oder für unterschiedliche Düfte für die jeweiligen Bereiche entscheiden sollte, hält die Expertin zwei Antworten bereit. Wenn ein Haus vor allem seine Marke stärken und eine unverwechselbare Identität gegen aussen schaffen möchte, kann es sehr gut «nur» auf einen Duft setzen und diesen in allen Bereichen verwenden. «Hat ein Betrieb jedoch eine gewisse Grösse erreicht, kann es sehr gut sein,

ass in jedem Bereich eine andere Stimmung erzielt werden möchte», so Portmann. Der Eingangsbereich kann unterschiedlich beduftet werden als die Meetingräumlichkeiten oder der Wellnessbereich. Im Wellnessbereich wird oftmals eine wohlig-umhüllende Atmosphäre geschaffen. Dies kann mit eher warmen und holzigen Duftnoten erreicht werden.

In den Meetingräumlichkeiten sollten Frische, Sauberkeit und Konzentration dominieren. Diese Stimmung kann mit Aromen von frisch geschnittenem Gras, Limette oder grünem Apfel geschaffen werden. Die naturnahen Duftnoten stehen für Vertrauen, Klarheit und Ruhe, erklärt die Expertin.

In Bereichen, in denen gegessen und getrunken wird, sprich im Restaurant oder der Bar, sollte ein Duft sorgfältig ausgewählt werden und nicht in Konkurrenz zum Essen oder Trinken stehen. Gerade wenn Räumlichkeiten multifunktional genutzt werden, kann eine Beduftung zwischen zwei Ereignissen durchaus Sinn machen.

Wenn es beispielsweise nach dem Mittagsservice stark riecht und am Nachmittag eine Sitzung im gleichen Raum stattfindet, dann tut eine kleine Auffrischung mit einem frischen Duft gut. Wichtig dabei ist stets, dass der Gast sich wohlfühlt, zum Bleiben animiert wird und mit dem Duft eine angenehme Erinnerung an den Aufenthalt verbindet. Daher seien auch ihre Duftkerzen ein beliebtes Produkt für die hoteleigenen Läden, erzählt Portmann. Diese kaufen die Gäste als Erinnerung und nehmen sie mit nach Hause. So «konservieren» sie ihre Erinnerungen und können diese zu Hause jederzeit wieder abrufen. «Düfte sind sehr eng mit unserer Emotionalität verknüpft. Sie beeinflussen unsere Wahrnehmung stets mit, bewusst oder unbewusst», so Portmann.

Ein ganzheitliches Duftkonzept

Kukui schafft Erlebniswelten und entwickelt ganzheitliche Duftkonzepte. Von der Duftentwicklung bis hin zu portablen Duftgeräten, Stick-Diffusoren und personalisierten Duftkerzen ist alles mit dabei. «Ein angenehmer Duft muss auch gar nicht teuer sein, bereits ein Stick-Diffusor kann in einem Raum sehr viel bewirken», erklärt die Expertin.

Anna Portmann, Gründerin und Maître Créateur

Anna Portmanns Kindheit war von Düften geprägt: frisch geschnittenes Gras, das in der Sonne trocknete, oder die süssen Noten des Gebäcks, das in der warmen Backstube des Grossvaters auskühlte. Sie bewahrte diese Duft­erinnerungen auf, wie andere Menschen ihre Fotos. Die Faszination für die Duftwelt liess sie nicht los, und sie absolvierte diverse Ausbildungen in den Bereichen Sensorik, Parfüm und Aromatherapie. Portmann ist in der Romandie aufgewachsen und hat ursprünglich die Hotelfachschule in Genf besucht. Vor der Gründung von Kukui im Jahr 2012 war sie für verschiedene internationale Unternehmen in der Gastronomie tätig.